Saukalte Nächte

Mr. Sickfreak macht es immer ein wenig anders. Er friert auch anders, wenn die Nächte kalt sind. Das Akkordeon schweigt. Ein Laubbläser reißt ihn aus rätselhaften Träumen. Ich hatte diese Träume einige Jahre vor ihm. Wir sind beide keine angstfreien Menschen und singen laut in dunklen Räumen. Vor allem, wenn die Nächte nicht nur kalt, sondern saukalt sind. Im Unterschied zu Mr. Sickfreak verfiel ich mit dem lauten Singen auf eine Beschäftigung, deren Ausübung sich durch keinerlei Qualifikation rechtfertigen lässt. So wie es manchmal ist, wenn das Wetter nicht besser werden will. Beide Aufnahmen findet ihr unter Videos/ Audio.

 

Zum Mitsingen der Text:

 

Saukalte Nächte, geschlossene Fenster.

Zerbeulte Trompeten, verheulte Gespenster.

Ich ging über Brücken, wahrscheinlich warn' s sieben,

die Tage mit Gertrud, wo sind sie geblieben?

 

Saukalte Nächte, verriegelte Türen.

Die Leute sind blöde. Soll ich denn erfrieren?

Ein Flugzeug am Himmel, das stumm detoniert

und sich vereinzelt ins Weite verliert.

 

Saukalte Nächte und seltsame Damen,

ich weiß nicht, wie viele. Sie gingen und kamen.

Versunkene Inseln, Atlantis ist weit.

Stimmen und Lichter, es wurde auch Zeit.

 

Verrottete Tische. Und wacklige Stühle.

Verrostete Schilder. Kein Ort für Gefühle.

Gefühllose Menschen, die irgendwas sagen.

Ein Mann hinterm Tresen, den darf man nichts fragen.

 

Saukalte Nächte. Die Luft ist zum Schneiden.

Vergossne Getränke. Verschüttetes Leiden.

Verleidete Stunden, verschwundenes Glück.

Ich denke betroffen an Gertrud zurück.  

 

Saukalte Nächte, verstimmte Klaviere.

Ein Cellist spielt nach Noten. Er hat falsche Papiere.

Beschlagene Gläser, man kann nichts mehr sehn.

Dunkle Gedanken. Ein Gast lässt sich geh'n.

 

Endlose Gänge. Und tiefe Gewässer.

Ich schaue nach draußen. Nichts wird davon besser.

Sechs Herren durchschwimmen bei Görlitz die Neiße.

Wie geht es wohl Gertrud? Das Wetter ist Scheiße.

 

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